Die Tarifrunde im Einzelhandel ist vorbei, die Auseinandersetzungen noch lange nicht: Die Lohnspreizung zwischen Leiharbeit und Tariflohn geht weiter: Während der Einstiegslohn bei H&M nach dem Tarifvertrag des Einzelhandels in der ersten Stufe um 36 Cent/Stunde ( 3 Prozent) steigt, bekommen die Leiharbeiter seit dem 1.1.2014 bloß 31 Cent/Stunde (3,8 Prozent) mehr. Eine Angleichung der Löhne findet nicht statt – ganz zu schweigen von der Ungleichbehandlung in den Betrieben.
Gleiches gilt für die Entwicklung der Konzerngewinne im Verhältnis zu den Löhnen. Allein in den letzten drei Monaten des letzten Jahres stieg der Gewinn um 6,5 Prozent für H&M.
Gleichzeitig ist auch der Umsatz von H&M um 12 Prozent gestiegen – aber sind 12 Prozent mehr ArbeiterInnen im Lager in Allermöhe? Natürlich nicht – es wird einfach mehr in weniger Zeit gearbeitet. Aktuell versucht H&M, die Kommissionierarbeit im »Call Off«, das für die Nachbelieferung des Abkaufs in den Shops zuständig ist, weiter zu verdichten und zu kontrollieren.
Vertiefung der Arbeitsteilung: Picker sollen am besten nur noch Picken, extra Aufgaben sollen zunehmend nur auf Anweisung gemacht werden. So wollen sie genauer mitbekommen, wie viel Zeit diese Aufgaben benötigen – und besser kontrollieren, ob alle Picker auch wirklich picken.
Gleiches gilt für die neue striktere Pausenregelung: Wenn sie die Pausen besser erfassen, haben sie natürlich auch einen besseren Überblick, wer wann wie oft rumsteht oder auf dem Klo sitzt.
Sie erhoffen sich eine Erhöhung der Produktivität, aktuell dadurch, dass die Pickbereiche vergrößert werden. Das bedeutet größere Aufträge, und führt zu mehr gepickten Teile in der Stunde und mehr Kontinuität beim Picken.
Über größere »Group Picks« (gleichzeitige Kommissionierung von mehreren Aufträgen), werden Wegezeiten eingespart. Das erzwingt noch mehr Konzentration, man pickt kontinuierlicher und die Unterbrechungen sind kleiner. Aber, hier zeigt sich, dass sich »Meckern« lohnt: Nachdem sich viele beschwert haben, wurden die Group Picks in manchen Bereichen wieder verkleinert.
Durch die Vertiefung der Arbeitsteilung und Kontrolle der Pausen wollen sie disziplinieren und kontrollieren. Gerade die kleinen Pausen zwischendurch sind aber wichtig, um trotz trockener Luft, Stress und Monotonie der Arbeit durchzuhalten.
Ein Picker von H&M schrieb uns:
»Warum versuchen wir immer, gegen die Leitung zu argumentieren, dass diese oder jene Maßnahme nicht effektiv für die Firma sei? Es geht doch darum, was für uns gut ist: Wir wollen uns auf Arbeit nicht das Kreuz verbiegen. Wir sollten unser Tempo machen, nicht ihr‘s. Effektiver wird die Arbeit nur, wenn wir uns tatsächlich hetzen lassen. Warum sollten wir das?
Ganz wichtig: Wir, die Kollegen, müssen gemeinsam drüber reden, nicht nur bei den Meetings. Wenn dort wer den Mund aufmacht, müssen wir uns gegenseitig unterstützen!«