Tarifwirrwarr bei DHL

DHL Express, DHL Home Delivery, DHL Logistic, DHL Solutions…  Die Post hat ihren ganzen Betrieb in tausend Tochterfirmen aufgesplittet, beschäftigt Sub- Unternehmer, die wiederum (Schein-)Selbstständige und Leiharbeiter. Usw.usf.

Was soll das alles? »Wettbewerb« – sprich, Wettbewerb unter Arbeitern und Angestellten.

Die Gewerkschaft rennt im besten Sinne wie die Feuerwehr hinterher, versucht, hier einen Tarifvertrag abzuschließen oder dort eine Kampagne zu machen. Hilft das auf Dauer?

Momentan läuft bei DHL Home Delivery eine Ver.di Mitgliederbefragung über eine Tariferhöhung von 2,5% – bei einer Laufzeit von 20 Monaten. Der stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis meint: »Das ist eine substanzielle Verbesserung und damit ein richtig gutes Angebot«. Auf ein Jahr gerechnet bedeutet das Ergebnis aber nur 1,5%. Bestenfalls wird so die offizielle Teuerungsrate von 1,5% ausgeglichen. Nun ja, bei Grundnahrungsmitteln lag sie im Sommer bei ca. 30%, beim Neuvermietungen bei 8,2 %, bei Strom und Gas bei 17 % usw.

Gut, zu wenig ist es immer… Aber zwei entscheidende Fragen:

  1. Führen diese Tarifverträge zu einer Angleichung der Löhne, können sie den »Wettbewerbsdruck« raus nehmen? Wohl nicht… Alle, die über Leihfirmen oder bei Subunternehmen angestellt sind, haben von einem solchen Tarifabschluss überhaupt nichts.
  2. Ohne eine Überwindung der betriebswirtschaftlichen Logik werden selbst diese minimalen Erhöhungen an anderer Stelle wieder eingespart werden. Das kann heißen, mehr Produktivität (mehr Hetze, weniger Personal) oder die Verteilung wird geändert: Das heißt dann »Tarifreform«. Einige wenige werden höher eingruppiert, die meisten abgruppiert. Von einer solchen Erfahrung wird z.B. auf dem Blog »Bremen macht Feierabend« berichtet:

„Die ver.di führt zu Zeit Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber im DHL LC Bremen. Was heißt das genau? Die Geschäftsleitung hat es schon klar gemacht. Es kommt ein neuer Kunde und daher muss nun auch der Tarifvertrag angepasst werden. Was das bedeutet, können wir aus den Erfahrungen der KollegInnen beim GHBV bzw. bei der BLG entnehmen. Dort bekam man damals auch einen neuen Kunden, seiner Zeit war das Tchibo. Mit der Errichtung des BLG Hochregallager wurde ein neuer Tarifvertrag erarbeitet, der anfangs nur für die Mitarbeiter im BLG Hochregallager zählen sollte. Dann aber in 2009 machte ver.di große Werbung für anstehende Tarifvertragsverhandlungen,“Wir fordern 6,5%“.

Die Verhandlung zogen sich hin und die betroffenen ArbeiterInnen wurden im Dunkel gelassen. Dann im April kam das Ergebnis. Keine 6,5%. Der geltende Tarifvertrag wurde ausgesetzt und der Neue, der bisher nur auf das Hochregallager beschränkt war, wurde für alle Distributionsleute eingeführt. Das hatte zur Folge, dass es unter anderen zu Lohneinbußen bis zu 35% kam, (…)

Viele KollegInnen vom GHBV berichteten damals ausführlich und sagen heute, “Hätten wir das gewusst, was wir heute wissen, hätte wir damals ganz anders gehandelt. Wir wäre den Verantwortlichen bei ver.di viel dichter auf die Pelle gerückt und hätte mehr Information über den Stand der Dinge eingefordert. Und dann hätten wir das Ding selbst in die Hand genommen, hätten uns nicht für blöd verkaufen lassen. Damals hatten wir nicht die Erfahrung und die Infrastruktur. Heute schon und wir sind bereit diese Erfahrung mit anderen zu teilen.“ http://bremerfeierabend.blogsport.eu/2013/07/30/anstehende-tarifverhandlungen-bei-der-dhl-lc-bremen/

Ver.di führt parallel zu den Tarifverhandlungen bei Home Delivery eine Kampagne im Paket- und Kurierbereich durch, die die Subunternehmer wieder zurück in den Betrieb der Mutterkonzerne holen soll. Kann das Erfolg haben? Oder wird am Ende auch nur wieder eine Teillösung stehen, die es letztens Endes noch schwieriger macht, gemeinsam zu kämpfe

Wie schätzt ihr die aktuelle Situation ein?
In unseren bisherigen Gesprächen wurden zu DHL vor allem zwei Punkte genannt: Stressige Arbeit, zu wenig Kohle, besonders bei den Paket-Ausfahrern zu lange Arbeitstage. Wie siehst Du das, was sind die dringlichsten Probleme? Wir freuen uns über Rückmeldungen!

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